Grafik: FriedensJournal Nr. 6/2024 –> Druckfassung
1997 wurde im Nato-Russland Founding Act vereinbart, dass keine ständige Stationierung von Nato-Truppen in Osteuropa erfolgen soll. Seit der Krise um die Ukraine und die Angliederung der Krim an Russland 2014 wurde dieses Prinzip schrittweise ausgehebelt. In den darauf folgenden Jahren wurde zwar offiziell auf eine ständige Stationierung in Osteuropa verzichtet, aber immer häufiger erfolgten Militärmanöver mit periodisch nach zumeist sechs Monaten rotierenden Militärkontingenten.
Seit 2019 werden aber eigene US-Militärbasen in Osteuropa aufgebaut. Eine feste US-Präsenz ist derzeit bereits vor allem in Powidz (Polen) vorhanden.
Viele Truppenübungsplätze
Einige Truppenübungsplätze in Osteuropa sind seit 2015 fester Bestandteil von NATO-Manövern, insbesondere im Rahmen der jährlichen Defender-Übungen. Zu diesen fanden dazu entsprechende Truppenverlegungen statt. Zu nennen sind hierbei u.a. Rukla in Litauen, Drasko und Zagan in Polen sowie Cincu / Großschenk in Rumänien.
NATO-Ausbaupläne bestehen vor allem in Montenegro (Sinjajevinans), was dort auf großen Widerstand in der Bevölkerung stößt.
Die US-Militärpräsenz in Norwegen ist vor allem auch bezüglich deren zunehmenden Aktivitäten in der Arktis-Region zu sehen.
US-Militärpräsenz in Nordeuropa
Der größten Sprung in der flächenmäßigen Präsenz des U.S.-Militärs erfolgt derzeit in Nordeuropa durch den vertraglichen Zugang zu einer Vielzahl an Militärstandorten. Dem liegen folgende bilaterale Vereinbarungen aus der jüngsten Zeit zugrunde:
(1) Norwegen: Supplementary Defense Cooperation Agreement für Zugang zu drei Luftstützpunkten und einer Marinestation (April 2021).
(2) Schweden: Zugang zu 17 Militärbasen und Truppenübungsplätzen (Dezember 2023)
(3) Finnland: Zugang zu mindestens 15 Militärbasen (Juli 2024)
Logistik-Drehscheibe Polen
Polen bietet einige Truppenübungsplätze und wird verstärkt zur logistischen Drehscheibe für US-Kriegsmaterial, was derzeit zu einem großem Ausbau des Logistikzentrum Powidz führt. Derzeit ist dieses noch der US-Army Garnison Rheinland-Pfalz bzw. dem Standort Mannheim unterstellt.
NATO-Drohkulisse im Baltikum
In Tapa (Estland) wurde bereits 2017 ein größerer Gebäudekomplex für ein NATO-Bataillon fertiggestellt, der größtenteils mit Soldaten aus Großbritannien belegt ist.
Seit 2019 schickt die US-Armee bei den meisten ihrer neunmonatigen Einsätze Streitkräfte in Bataillonsstärke nach Litauen, um die Feuerkraft in der Nähe der stark militarisierten russischen Exklave Kaliningrad zu verstärken, die zwischen Litauen und seinem südlichen Nachbarn Polen eingezwängt ist. Der größte Teil des Regiments ist in Polen verankert, aber kleinere Einheiten sind entlang der Ostflanke der NATO verteilt. (Quelle: Stars & Stripes vom 5.1.2021)
An dem zentralen Stützpunkt in Pabrade (Litauen) sind aktuell mehr als 10.000 US-Soldaten zeitweilig stationiert, dicht an der Grenze zu Belarus.
Eine führende Rolle im Baltikum übernimmt derzeit auch Deutschland mit der derzeit im Aufbau befindlichen Militärbasis in Rudninkai (Litauen), der ersten eigenen Militärbasis im Ausland seit dem zweiten Weltkrieg. Die dort vorgesehene Panzerbrigade soll 2026 einsatzbereit sein. Im Vollbetrieb bis Ende 2027 sollen dort Unterkünfte für 5.000 Bewohner, d.h. Militärpersonal und Familien vorhanden sein.
Strategische Militärbasis in Rumänien
Der größte Ausbau erfolgt derzeit in Rumänien bei Constanta, wo die künftig größte US-Militärbasis in Europa überhaupt entstehen soll, d.h. größer als Ramstein. Die Anfang 2024 begonnenen Bauarbeiten sollen bis 2030 abgeschlossen werden und mehr als 10.000 Soldaten und Zivilisten aufnehmen, die teilweise aus Deutschland abgezogen werden sollen.